Aug

04

2021

Anna-Müller-Grocholski-Preis für Dr. Broser

Für die Pionierleistungen auf dem Gebiet der klinischen MMG wurde diesjährig Herrn Dr. Philip Broser, OA mbF Neuropädiatrie der 2. Preis der Anna Müller – Grocholski Stiftung 2021 durch die Schweizerische Gesellschaft für Neuropädiatrie verliehen.

Neuromuskuläre Erkrankungen sind eine grosse Gruppe von pädiatrischen Erkrankungen die jeweils für sich selber genommen selten sind aber in Summe doch regelmässig in der Kinderheilkunde zu finden sind. Die Spinale Muskelatrophie ist eine der häufigsten Erkrankungen in dieser Gruppe. Die Diagnose wird heute nach der neurophysiologischen Untersuchung genetisch bestätigt. Jedoch ist die klinische Neurophysiologie für die Verlaufsbeurteilung insbesondere für Kinder unter Therapie mit Spinraza or Onasemnogene abeparvovec weiterhin ein wichtiges Werkzeug. Ein wesentlicher Teil der neurophysiologischen Untersuchung ist dabei die nadelmyografische Untersuchung. Dabei wird eine Messsonde – die EMG Nadel – in den zu untersuchenden Muskel eingebracht und die elektrische Aktivität des Muskels gemessen.

Mit Hilfe dieser Technik wird zum einem untersucht wie gut die Verbindung – die Innervation - zwischen Nervensystem und Muskel ist und zum anderen wird untersucht, ob die Neuromuskuläre Einheit gesund ist. Diese Untersuchung ist sehr präzise und spezifisch doch leider schmerzhaft und daher in der Routine nur schwer einsetzbar.

Einem Forschungsteam unter der Leitung der Einheit für klinische Neurophysiologie des OKS ist es nun gelungen den Grundstein einer neuen Methode zu legen, die in Zukunft die gleiche Information scherzfrei und kindgerecht liefern wird. Die Methode öffnet sogar weit darüber hinaus einen tiefen Blick in die Muskelphysiologie.  

Die Methode basiert auf den neusten Entwicklungen in der Quanten Sensorik. Mit Hilfe dieser Quantensensoren, den optically pumped magnetometers OPM wird das winzige Magnetfeld, das die Muskel bei Aktivität generieren, gemessen.  Da das Gewebe zwischen Muskel und Sensor wie z.B. Haut, Bindegewebe und die Muskelfaszie das kleine Magnetfeld nahezu ungehindert passieren lassen, kann die Methode von ausserhalb des Körpers berührungsfrei messen.

Das Forschungsteam konnte schon bei Erwachsenen zeigen, dass die Methode geeignet ist, zum einen die Funktionalität der Muskulatur präzise zu messen und zum anderen auch zeigen, dass krankhafte Aktivität gemessen werden kann. Aktuell muss die Methode noch in einer abgeschirmten Kammer durchgeführt werden, mit der nächsten Sensorgeneration wird die Methode in einem klassischen Elektrophysiologischen Labor durchgeführt werden können und wird uns daher sicherlich in den nächsten Jahren auch am Kispi zu Verfügung stehen.  

Wir hoffen das die Entwicklung der Technik so rasant weitergeht und den Kindern in der Ostschweiz bald eine kindgerechte, schmerzfreie und präzise Technik zur Untersuchung der Muskelphysiologie zur Verfügung steht.