Berichte und Highlights aus den Fachbereichen

Prof. Dr. med. Roger Lauener
Chefarzt Kinder- und Jugendmedizin,
Mitglied der Spitalleitung

roger.lauener@kispisg.ch


Joint Medical Master
Die ersten Medizinstudentinnen und -studenten des Joint Medical Masters durchlaufen den Themenblock «Kinder- und Jugendmedizin» am OKS.

Wahl in die Ethikkommission
Dr. Oswald Hasselmann, Leitender Arzt und Leiter der Ethik am OKS, wird in die Zentrale Ethikkommission der Schweizerischen Akademie der Medi­zinischen Wissenschaften gewählt.

Auszeichnung für Forschungsabreit
PD Dr. J. Philip Broser, Oberarzt mbF der Neuropädiatrie, wird für seine For­schungs­arbeiten mit dem Anna-Müller-Grocholski-Preis ausgezeichnet.

Transitionssprechstunde für mehrfachbehinderte Patientinnen und Patienten
Start Transitionssprechstunde für mehr­­fachbehinderte Patientinnen und Pa­tienten als gemeinsames Projekt von OKS und Kantonsspital St.Gallen. Diese Sprechstunde ist ein Beispiel für das multiprofessionelle und optimierte Zusammenarbeiten am OKS.

Dr. med. Pascal Müller
Chefarzt Adoleszentenmedizin und Pädiatrische Psychosomatik,
Mitglied der Spitalleitung

pascal.mueller@kispisg.ch


Vielfalt in Behandlung und Betreuung

Mit der Pensionierung von Dr. Josef Laimbacher Ende 2020 und vor der Neubesetzung der Chefarztstelle wurde auf Vorschlag der damaligen Strukturkommission der Bereich «Jugendmedizin» neu in «Adoleszentenmedizin und Pädiatrische Psychosomatik (APP)» umbenannt. Dieser Bereich umfasst nebst den beiden namengebenden Fachbereichen das Kinderschutzzentrum, die Endokrinologie und Diabetologie, die Gynäkologie, Sportmedizin, Sozialberatung und die Ernährungsmedizin inklusive der Ernährungsberatung. Wenngleich dieser neubenannte Bereich sich im Aufbau nur in Nuancen vom vormaligen Bereich Jugendmedizin unterscheidet, so bringt jeder Namens- und personelle Leitungswechsel Veränderungen mit sich, welche potentiell Verunsicherungen, aber auch Energien für Reflexion und allenfalls Neuausrichtungen mit sich bringen. Solche strategischen Orientierungen haben uns im Berichtsjahr insbesondere auch beschäftigt, als dass die Planung für den Neubau OKS auf dem Campus des KSSG mit geplantem Bezug anfangs 2026 sich in einer intensiven Phase befindet, explizit was die Ausgestaltung der einzelnen medizinischen Angebote mit Konkretisierung der prozessualen Abläufe und baulichen Massnahmen betrifft. 

Das Jahr 2021 war anhaltend gesellschaftlich und medizinisch mitgeprägt von der seit Februar des Vorjahres beherrschenden Covid-19-Pandemie. War im Geschäftsbericht 2020 vor allem noch von den unmittelbaren Auswirkungen des Coronavirus auf Gesellschaft und Gesundheitswesen die Rede, so sind nun zunehmend die indirekten und breiteren Auswirkungen auf die Gesellschaft sicht- und spürbar. Wenngleich Kinder und Ju­gendliche, wie sich bereits ab Beginn der Pandemie rasch abzeichnete, durch eine Infektion in den allermeisten Fällen nur sehr milde Verläufe zeigen, so haben sich die Auswirkungen der Massnahmen der Pandemie mit einer zeitlichen Latenz umso deutlicher auf diese Gesellschaftsgruppe ausgewirkt. Pro Juventute beschreibt in ihrem Corona-Report drei Themenfelder, in welchen Kinder und Jugendliche hauptsächlich durch die Pandemiemassnahmen betroffen sind. So hat sich einerseits die psychische Gesundheit junger Menschen durch die Krise verschlechtert. Diese Altersgruppe leidet vor allem unter den sozialen Einschränkungen, denn der Austausch mit Gleichaltrigen ist für Kinder und Jugendliche nicht nur ein Zeitvertreib: Er ist essenziell für ihre persönliche Entwicklung und Identitätsbildung. Ferner belastet Corona das familiäre Zusammenleben in gewissen Risikokonstellationen. Mit bereits belasteten sozial oder wirtschaftlich prekären Verhältnissen besteht ein deutlich höheres Risiko, dass sich diese Situation und das Familienklima spürbar verschlechtern und innerfamiliäre Spannungen und Konflikte bis hin zu Gewalt zunehmen. Drittens haben Einschränkungen durch die Krise im Bereich Schule und Berufsausbildung bestehende Ungleichheiten weiter verschärft.

Der Fachbereich Adoleszentenmedizin verzeichnete im Geschäftsberichtsjahr einen Anstieg an Zuweisungen von komplexen Essstörungen, vor allem Neudiagnosen von restriktiven Essstörungen. Das Team war gefordert, zusammen mit den zuweisenden Grundversorgern ein tragfähiges Betreuungsnetz zu etablieren und mit den knappen Ressourcen auch im Bereich der psychotherapeutischen Behandlung auszukommen. Themen wie Prävention und Früherkennen (Essverhaltensveränderung, Veränderung Freizeitgestaltung, soz. Rückzug, Dokumentation des BMI, sekundäre Amenorrhoe u.a.) bekommen hier eine zentrale Rolle. 

Auch der Fachbereich Psychosomatik und Psychotherapie verzeichnete eine Zunahme an Anfragen, wobei sich hier für Abklärungs- und Therapieangebote besonders der bereits schon vor der Pandemie sich abzeichnende Fachkräftemangel spürbar macht. So konnte beispielsweise die Belegung der stationären psychotherapeutischen Therapiestation Romerhuus bei vorhan­denem Patientenbedarf infolge temporärer Va­kanz einer psychologischen Fachkraft nicht voll ausgeschöpft werden. Auch mittelfristig zeichnet sich hier im ärztlichen als auch nicht-ärztlichen Fachpersonal keine spürbare Entlastung ab, wenn­gleich nun auf verschiedenen Ebenen Mass­-
nahmen entwickelt werden. 

Auswirkungen der Pandemie auf Kinder und Familien waren und sind auch im Kinderschutzzentrum spürbar. Mehrere Monate ist das Bera­tungsteam im vergangenen Jahr an seinen Kapazitätsgrenzen gestossen, so dass in diesen Phasen die Triagierung der Beratungsfälle restriktiver gehandhabt werden musste. Für Kinder und Jugendliche besteht jedoch immer die Möglichkeit, über den Kinder- und Jugendnotruf resp. den neu etablierten Messenger-Kontaktdienst Anfragen und Beratungen in Anspruch zu nehmen. So ist es trotz weniger Fallzahlen 2021 zu vergleichbarem Arbeitsaufwand im Vergleich zum Vorjahr gekommen, was auf die zunehmend komplexere Fallart und Fallschwere zurückzuführen ist.

Gemeinsamkeit und Verbindung unseres Han­delns im Bereich APP ist das Grundverständnis des bio-psycho-sozialen Konzepts, die Berück­sichtigung der Wechselseitigkeit biologischer, psychischer und sozialer Faktoren in der Ent­stehung von (chronischen) Krankheiten- und der Einbezug zugrundeliegender Emotionen wie z. B. Zuversicht, Angst, Hoffnungs- und Hilflosig­keit in Behandlung und Betreuung unserer Patientinnen und Patienten. Das erörtern subjektiver Krankheitskonzepte ist dabei integraler Bestand des Arzt-Patientenverhältnisses resp. therapeutischen Settings. Die Möglichkeit der Interdisziplinarität und Interprofessionalität im Bereich ergibt wertvolle Synergien und Ergän­zungen, welche im Alltag durch Schaffung ge­eigneter Strukturen und Prozesse für das Kind, Jugendliche und Familie wertschöpfend genutzt werden können. Mit Blick auf gesellschaftliche Entwicklungen müssen wir davon ausgehen, dass Behandlung und Betreuung mit Kernkompetenzen aus dem Bereich Adoleszentenmedizin und Pädiatrischen Psychosomatik auch mit Beendigung der pandemischen Situation weiter eine hohe Nachfrage erleben werden. 

Dr. med. Thomas Franz Krebs
Chefarzt Kinder- und Jugendchirurgie, Mitglied der Spitalleitung

thomas.krebs@kispisg.ch


Therapie bei Harninkontinenz 
Anhaltende Harninkontinenz ist ein häufig auftretendes Problem bei Patienten mit neurogener Blasenentleerungsstörung. Die anterograde oder auch retrograde endoskopische Unterspritzung des Blasenhalses zeigt häufig eine Verbesserung der Inkontinenzproblematik. Am OKS wurde erstmalig eine kombiniert anterograde und retrograde endoskopische Unterspritzung des Blasenhalses durchgeführt, mit bisher gutem Erfolg

Cross bar-Technik
Die sog. «Cross bar-Technik» zur opera­tiven Korrektur von komplexen Brustwanddeformitäten wird landesweit bisher nur am OKS durchgeführt. Bei den vier am OKS operierten Patienten zeigt sich gute bis exzellente Ergebnisse, auch nach planmässig erfolgter Implantatentfernung.

CWIG Jahrestagung 
Als amtierender Präsident der Chest Wall International Group (CWIG) hat Prof. Dr. Frank-Martin Häcker gemeinsam mit den Kollegen des Children’s Hospital of the King’s Daughters in Norfolk/USA die Jahrestagung 2021 der CWIG als Hybridveranstaltung organisiert. International renommierte Experten und freie Vorträge informierten vor Ort und Online über neue Aspekte zu Diagnostik und Therapie von Brustwanddeformitäten. Neu und erstmals angeboten wurden Hands-on-Kurse.

Einrichtung des MBT Neuroorthopädie 
Am OKS wurde neu das MBT Neuropädiatrie (multiprofessionelles Behandlungsteam) eingerichtet. Dies beinhaltet eine fachübergreifende Sprechstunde unter Beteiligung der Kinderorthopädie, Neuropädiatrie, Physiotherapie, Ergotherapie, Casemanager sowie bei Bedarf Logotherapie und Orthopädietechnik.

AKIC 2021
Der Fachbereich Kinder- und Jugend­chirurgie hat nach erfolgreicher Bewerbung unter mehreren Schweizer Kliniken den Zuschlag für die Ausrichtung der 55. Akademie für Kinderchirurgie mit dem Themenschwerpunkt «Urogenitaltrakt» erhalten. Diese konnte nun COVID-19-bedingt mit einem Jahr Verspätung am 5. und 6. November 2021 als Präsenz­veranstaltung im WBZ Holzweid (Uni St. Gallen), mit 145 Assistenzärztinnen und -ärzten mit dem Ziel Fachärztin oder Facharzt Kinderchirurgie aus dem deutschsprachigen Raum, durch­geführt werden.

Videobrille zur Einleitung der Anästhesien 
Erstmaliger Einsatz von 3D-Videobrillen in einer Pilotphase zur audio-visuellen Ablenkung von Kindern. Mit der Brille können die Patientinnen und Patienten z.B. Kinderfilme sehen und hören. Zudem werden sie dadurch von unangenehmen Massnahmen (z. B. Venenpunktion) abgelenkt.

 

Brigitta Oertle
Leiterin Pflege und Betreuung,
Mitglied der Spitalleitung

brigitta.oertle@kispisg.ch


«Als Pflegefachperson, bist du nicht nur für die Pflege und Betreuung der Kinder und ihren Familien zuständig, sondern du bist ein Terminmanager, eine Forscherin, das Bindeglied im interdisziplinären Bereich, eine Fachfrau in Palliativ Care, hast immer ein offenes Ohr, ein wachsames Auge, tragende Hände, schnelle Füsse, ein helles Köpfchen, bist 365 Tage über 24h per Knopfdruck an der Seite des Patienten. Arbeiten tust du als Prozessmanagerin in der Kommandozentrale, genannt Stationszimmer.»
(Forum Pflegeentwicklung OKS 2021)

 

Das Jahr 2021 war für die Pflege im OKS viel mehr als nur Corona, wie die folgenden Situationen zeigen:

Die Wundexpertin
Die diplomierte Wundexpertin führt in Zusammen­arbeit mit dem Oberarzt der Chirurgie pro Monat durchschnittlich 58 Verbandswechsel bei Patientinnen und Patienten auf der Tagesklinik durch.

Pflegekomplexbehandlungen
Die Pflege beschäftigt sich intensiv mit den Pflegekomplexbehandlungen und prüft die Abrechenbarkeit dieser anspruchsvollen Leistung.

Pflegeforschung
Eine Absolventin des Masterstudiums in Pflege erfasst Daten für ihre Masterarbeit zum Thema «Partizipation der Eltern im Schmerzmanagement ihrer Kinder, die Schmerzen nicht mit Worten ausdrücken können».­

Patienten mit RSV im Sommer
Völlig ausserhalb der kalten Jahres­zeit ist die Säuglingsstation voll belegt mit Säuglingen mit Atemproblemen infolge einer RSV-Infektion. Als Effekt der Pandemie sind die Erkältungsviren dieses Jahr auch im Sommer aktiv. Die Pflegefachpersonen, in Zusammenarbeit mit der Ärzteschaft, sind herausgefordert in der Pflege der zum Teil schwer kranken Säuglingen und der Betreuung der Eltern, die in grosser Sorge sind.

Familienzentrierte Pflege
Die Kompetenzen der Pflegefachpersonen im Führen von komplexen Gesprächen werden laufend erweitert durch Schulungen und Übungssequenzen.

Auch die Pflegenden sind krank
Täglich sind mehrere Pflegende krank und das bei überdurchschnittlich vielen Patienten verbunden mit herausfordernden Pflegesituationen. Täglich erfolgen darum Einsätze von gesunden Pflegenden aus dem Dienstfrei, aus den Ferien oder als Aushilfe in einem anderen Team. Das WIR-Gefühl ist stark, die Unterstützung untereinander gross – DANKE! 

Noah geht nach Hause
Noah ist am 01. Februar 2021 mit einer Krankheit geboren, die es ihm verunmöglicht selbständig aus eigener Kraft zu atmen. Die ersten 10 Monate verbringt er auf der IPS, wo er mittels einem Tracheostoma voll beatmet wird. In dieser Zeit werden die Eltern zunehmend von den Pflegefachpersonen in die komplexe und herausfordernde Pflege eingeführt, mit dem Ziel Noah mit Heimbeatmung nach Hause zu entlassen. Gleichzeitig wird ein Team von Pflegenden der Kinderspitex in die Heimbeatmung und die Pflege des Tracheostomas eingearbeitet.

Die Eltern sind während den zehn Monaten täglich bei Noah im Spital und pflegen ihn vollumfänglich, immer wissend, dass sie eine Pflegefachperson der IPS rufen können. Ein erster Schritt ausserhalb der IPS sind die Spaziergänge mit Noah, inklusive seiner ganzen Maschinerie und zwei IPS-Pflegende auf dem Parkplatz des OKS. Am 25. Oktober ist der grosse Tag, Noah verlässt das OKS mit seinen stolzen, zuversichtlichen Eltern Richtung Zuhause.

Ausbildungsanerkennung
Das OKS wird als Ausbildungsinstitution für die Pflegediplomausbildung HF rezertifiziert und erhält die Anerkennung erneut. Der Bereich Pflege am OKS hat eine schon bald jahrhundertlange Tradition in der Pflegeausbildung und leistet damit einen zentralen Beitrag für den Pflegenachwuchs.